Unser „Herbert-Giese"-Haus Ein Stück Unsterblichkeit


Die Geschichte des Schützenvereins Droch­tersen ist untrennbar mit ihm verbunden: Herbert Giese. 1912 erblickte er als Sohn einer alteingesessenen Kehdinger Familie das Licht der Welt. Von der Lehre bis zur Pensionierung stand er im Dienst der Kreissparkasse in Assel und Drochtersen. 1994 verstarb er. Herbert Giese blieb Zeit seines Lebens Junggeselle, Weggefährten beschreiben ihn als humorvol­len Mitmenschen und versierten Beobachter mit sehr gutem Gedächtnis.

Dem Gemeinwohl in Drochtersen zeigte sich seine Familie seit jeher verpflichtet, Herbert Gieses Vater war 1897 Mitbegründer und einer der ersten „Turnräte" des Vereins Germania Drochtersen. Der Sparkassenkaufmann selbst hatte Freunde im Sportverein, aber auch bei den Schützen und Keglern. Nahe Verwandte hatte er nach dem Tod seines Bruders und einer Cousine, die bei ihm lebte, nicht mehr. 1987 feierte Herbert Giese seinen 75. Geburts­tag im Hotel Müller.


Er war wohlhabend. Obwohl in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und bei der Kreis­sparkasse nie in gehobener Position tätig, gelang es ihm, ein beachtliches Vermögen anzusparen. Herbert Giese soll knauserig gewesen sein. ,,sparsam hoch drei", formu­liert es Dieter Meyer, langjähriger Leiter der Kreissparkasse in Drochtersen. ,,Eher schon geizig. Dabei war Herbert durchaus ein gesel­liger Typ", sagt der langjährige Kollege, Kegel­bruder und Schützenkamerad.
Was wohl einmal aus dem Reichtum des kinderlosen Drochtersers würde, mögen sich die Besucher der Feier gefragt haben. Der damalige Vorstandsvorsitzende der Kreis­sparkasse und Gastredner auf dem Fest, Hans-Peter Fitschen, gab den Stein des Anstoßes: ,,Stellen Sie sich doch mal vor", forderte er Herbert Giese auf, ,,Sie würden mit Ihrem Geld etwas Gutes tun, mit einer Stiftung für Drochtersen zum Beispiel." Diese „ Worte von Ewigkeitswert" zeigten Wirkung.


,,Er hörte aufmerksam zu, kicherte ein biss­chen in sich hinein und hinterher, in vielen Gesprächen, kam die Rede immer mal wieder auf die Stiftungsidee", erinnert sich Dieter Meyer. ,,Herbert war einer, der für das alles eine Weile brauchte." Jahre später setzte Herbert Giese ein Testament auf.

Sein gesam­tes Barvermögen, verfügte er, sollte nach seinem Tod für die Gründung einer Stiftung genutzt werden. 900.000 DM vermachte er der Herbert-Giese-Stiftung. Noch zu Lebzeiten bestimmte er, was mit dem Geld geschehen soll: Die Erträge aus dem angelegen Stiftungskapital sollten jährlich zur Hälfte dem Schützenverein und dem Turnver­ein Germania zur Verfügung gestellt werden. Der Stiftungsvorstand besteht aus der jewei­ligen Geschäftsleitung der Kreissparkasse Drochtersen und ist komplett ehrenamtlich tätig. Das Vermögen wird in risikoarmen Spar­kassenbriefen fest angelegt, damit wird die Finanzierung der Vereine langfristig unterstützt.


1996, zwei Jahre nach Herbert Gieses Tod, schüttete die Stiftung zum ersten Mal Geld aus. An den Schützenverein flossen 14.903,13 Deutsche Mark. Der Vorstand beschloss, die Mittel in die dringend notwendige Moderni­sierung des Schießstandes zu stecken. Im Fol­gejahr wurden die Planungen für einen Umbau konkret. Die Vereinsoberen erkannten schon früh die große Dimension des Vorhabens, vom „Projekt 2000" soll in dieser Zeit häufig die Rede gesprochen sein.

Herbert Giese lieferte so etwas wie den Anstoß für die Bürger-Stiftung der Kreissparkasse. Auch wenn bis zu ihrer Gründung noch Jahre vergehen sollten. Er hatte seine ganz eigene Geschichte vom „Tellerwäscher” zum Millionär. Vielleicht hätte er selbst ein anderes Bild von seinem Leben gezeichnet; wer ihn kannte, sagt, er sei humorvoll und ein guter Beobachter gewesen. In jedem Fall sicherte er sich mit der Stiftung und dem Haus, die seinen Namen tragen, ein Stück Unsterblichkeit in seiner Heimatgemeinde Drochtersen.

Mitte der 80er Jahren. Herbert Giese, 1912 als ältester Sohn einer alteingesessenen Kehdinger Familie geboren, feierte im Hotel Müller in Drochtersen seinen 75. Geburtstag eingeladen hatte er alle, denen er sich verbunden fühlte: Kollegen und Vorstand der Kreissparkasse, Für die er von der Lehre in Assel bis zu seiner Pensionierung in Drochtersen jahrzehntelang gearbeitet hatte, Nachbarn und Kegelbrüder, Mitglieder des örtlichen Schützenvereins und des Turnvereins Germania, zu dessen Mitbegründer und ersten „Turnräten” schon sein Vater gehört hatte. Nahe Verwandte hatte der Junggeselle Giese nach dem Tod seines Bruders und einer Cousine, die er bei sich aufgenommen hatte, nicht mehr.

Die meisten Gratulanten werden gewusst haben, dass Herbert Giese ziemlich wohlhabend war. Er stammte zwar aus eher bescheidenen Verhältnissen und hatte auch bei der Sparkasse nie eine gehobene Position inne gehabt, aber er war zeitlebens äußerst sparsam gewesen. „Sparsam hoch drei”, sagt Dieter Meyer, Leiter der Kreissparkasse Drochtersen, über seinen früheren Mitarbeiter und Kegelbruder. „Eher schon geizig. Dabei war Herbert durchaus ein geselliger Typ.” Würstchen aus der Dose oder mal ein Ei reichten ihm als kulinarische Genüsse aber vollkommen aus. Seine Anzüge kaufte er im Ausverkauf. Und wenn er in seiner gestenreichen Art vom letzten Urlaub schwärmte, handelte es sich höchst wahrscheinlich um eine zwei- oder dreitägige Busreise zur Tulpenblüte nach Holland.

Dass Herbert Giese sein Geld zusammengehalten, andererseits aber keine Nachkommen hatte, war auch dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Hans-Peter Fitschen bekannt, als er sich auf der Geburtstagsfeier anschickte, „ein paar Worte von Ewigkeitswert” zu sprechen .„Stellen Sie sich doch mal vor”, forderte er Giese auf, „Sie würden mit Ihrem Geld etwas Gutes tun, mit einer Stiftung für Drochtersen zum Beispiel. Dann würde auch in 50 oder 100 Jahren noch jeder im Ort von Ihnen sprechen, während wir anderen, die wir heute hier sitzen, längst vergessen sind.” Die Vorstellung scheint Herbert Giese gefallen zu haben: „Er hörte aufmerksam zu, kicherte ein bisschen in sich hinein, und hinterher, in vielen vielen Gesprächen, kam die Rede immer mal wieder auf die Stiftungsidee”, erinnert sich Dieter Meyer. „Herbert war einer, der für alles eine Weile brauchte.”

Jahre nach seinem 75. Geburtstag errichtete Herbert Giese schließlich ein Testament, in dem er bestimmte , dass sein gesamtes Barvermögen - stolze 900.000 Mark - nach seinem Tod in eine neu zu gründende Herbert Giese-Stiftung eingebracht werden und die Erträge daraus jedes Jahr zur Hälfte dem Schützenverein und zur anderen Hälfte dem Turnverein Germania zufließen sollten. Aus den Erträgen zahlen die beiden begünstigten Vereine heute Zins und Tilgung für ein Darlehen, mit dem sie den Bau eines gemeinsamen Vereinshauses beim Freizeitzentrum in Drochtersen finanziert haben. „Herbert-Giese-Haus” steht in großen Lettern an dem ansehnlichen Backsteingebäude, in dem Luftgewehr- und Kleinkaliber-Schießstand sowie Aufenthalts- und Gymnastikräume Platz fanden.

Der Vorstand der Herbert-Giese-Stiftung besteht aus der jeweiligen Geschäftsleitung der Kreissparkasse Drochtersen und ist komplett ehrenamtlich tätig. Er legt auch das Stiftungskapital an. Schützen- und Turnverein profitieren davon, dass die Gelder jeweils auf fünf Jahre als Sparkassenbriefe festgelegt sind und das Darlehen genau die gleiche Laufzeit hat. „Wir haben den Darlehenszins an den Zins der Sparkassenbriefe gekoppelt, so dass es egal ist, ob gerade ein Hoch- oder eine Niedrigzinsphase herrscht", erläutert Dieter Meyer. „Der Darlehenszins ist natürlich ziemlich niedrig; wir begreifen das als Teil unseres öffentlichen Auftrags als Sparkasse.”

Dafür, dass Herbert Giese in seinem Heimatort nicht in Vergessenheit gerät, sorgt nicht nur sein Name am Vereinshaus. Er findet natürlich auch in jedem Jahresbericht des Schützenvereins und des Turnvereins Germania Erwähnung. An seinem Todestag wird schon mal ein Strauß Blumen auf seinem Grab nieder gelegt. Und am Volkstrauertag zieht der Schützenverein mit Fahne zuerst zur Kirche, dann zum Ehrenmal und abschließend zu Gieses Grab. „Das wäre in Herberts Sinne gewesen”, ist sich Dieter Meyer sicher.

(Bild & Text überwiegend aus unseren Jubiläumsheft 2015)